Bildbearbeitung
"Die Infrarotfotografie enthüllt ein unsichtbares Licht. Gleichzeitig fordert sie den Betrachter aber auch heraus, sich Gedanken über den Zusammenhang zwischen Foto und Realität zu machen", erklärt der Fotograf Richard Binhammer. Mithilfe von Adobe Photoshop Lightroom kannst du die Realität zusätzlich verfremden. Vertausche mit dem Kanalmixer den Rot- und Blaukanal, um deiner Falschfarbenlandschaft einen psychedelischen Touch zu verleihen. Wähle einen monochromatischen Look, und stelle den blauen Himmel schwarz dar oder das leuchtend grüne Laub schneeweiß. Durch einen geringeren Weißabgleich erhalten deine Motive einen unheimlichen, gespenstischen Effekt.
Mit Lightroom und Infrarotfotografie bringst du deine Traumlandschaften in die Wirklichkeit.
Post-Processing-Techniken
Nochmal zum Mitschreiben: Infrarotfotos enthalten keine echten Farben. Die Farben die du siehst sind das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren, die von Kamera zu Kamera unterschiedlich sind. Aus diesem Grund produzieren Lightroom-Presets und die Photoshop-Aktionen auch nicht immer dieselben Resultate. Du solltest auf jeden Fall viel experimentieren, schliesslich schreibt dir niemand vor, wie Infrarotfotografie aussehen muss.
Die Nachbearbeitung von Infrarotaufnahmen kann eine schwierige und zeitaufwändige Aufgabe sein, aber die Ergebnisse sind es wert. Es gibt keine einheitliche Methode für die Nachbearbeitung von Infrarotfotos.
Der erste Schritt bei der Nachbearbeitung eines Bildes sollte immer eine Art Farbkorrektur sein. Farbstiche müssen korrigiert werden, bevor weitere Anpassungen vorgenommen werden können. Dieser Prozess umfasst in der Regel eine Entsättigung des Fotos und eine Erhöhung des Kontrasts, um Details in den Schatten und Lichtern hervorzuheben. Außerdem kann der Weißabgleich angepasst werden, je nachdem, welchen Look Sie mit Ihrem Foto erreichen möchten.
Für Einsteiger sind die Bearbeitungsschritte in der digitalen Infrarot Fotografie zunächst ungewohnt und fremd. Ohne einen Leitfaden ist es sehr schwer zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Dennoch ist die Infrarot Nachbearbeitung kein Hexenwerk und wenn man sich die Schritte Stück für Stück verinnerlicht hat schnell und einfach durchzuführen.
Bevor wir nun ganz tief einsteigen in den Kanaltausch, Weißabgleich und Kontrastanpassungen muss etwas vorweg gesagt werden: Infrarot Fotografie bedeutet vor allem dann intensive Bearbeitung wenn am Ende ein Farb-Infrarot oder ColorKey heraus kommen soll. Für die reine Schwarz-Weiß Infrarot Bearbeitung ist nur ein Minimum bis gar keine Bearbeitung nötig, wenn man das nicht möchte. Wer in der Kamera einen ungefähren Weißabgleich setzt und das Bildprofil auf Monochrom umstellt, kann direkt mit den JPEG Dateien direkt aus der Kamera glücklich werden. Und daran soll auch nichts falsch sein, schließlich geht es darum die Fotografie zu genießen und jeder Fotograf hat andere Präferenzen und andere Herangehensweisen.
Weißabgleich in der Infrarotfotografie
Auch wenn man rein technisch mit den JPEG Dateien aus einer umgebauten Kamera weiter arbeiten könnte ist vor allem für Farb-Infrarot Aufnahmen davon abzuraten. Ich empfehle immer im RAW- Dateiformat zu fotografieren um am Computer Belichtung und vor allem den Weißabgleich feintrimmen zu können. Ein digitales Infrarot Bild benötigt einen ziemlich krassen Weißabgleich bei dem der Rot-Kanal abgeschwächt wird und sowohl Blau als auch Grün Kanäle sehr intensiv verstärkt werden müssen. Aus einer RAW Datei ist das oft problemlos möglich, nicht aber aus einer 8-Bit JPEG Datei. Auch wenn der Weißabgleich bereits in der Kamera korrekt gesetzt worden ist kann es zu Tonwertabrissen kommen.
Oft liest man, dass der Weißabgleich auf ein Stück Rasen oder einen Baum eingemessen werden soll. Das ist insbesondere für stärkere Infrarotfilter (700 nm oder 830 nm) eine praktikable Lösung. Um den Weißabgleich aber wirklich neutral zu setzen, was bei Infrarot Filtern mit einer höheren Ausgangsfarbsättigung umso schneller auffällt, empfiehlt es sich einen später neutralen Bildbestandteil zu benutzen. Im einfachsten Fall ist das eine Wolke, die sollen schliesslich im späteren Bild auch noch weiß sein. Aber auch eine weiße Häuserwand eignet sich, oder ein graues Beton-Pflaster.
Kanaltausch mit dem Kanalmixer
Ist der Weißabgleich des Bildes erst einmal richtig eingestellt fällt auf, dass der Himmel bräunlich und das Laub bläulich erscheint (je nach Filter). Das kann auf jeden Fall gewollt sein und gute Ergebnisse liefern, dennoch sind die Meisten Infrarot Fotografen bestrebt das zu vertauschen. Um einen blauen Himmel und gelbes Laub zu erhalten ist ein Vertauschen des Rot- und Blau Kanales nötig. Solch ein Kanaltausch ist mit jeder Software möglich die einen Kanalmixer integriert hat, ein ziemlich weit verbreitetes Werkzeug. Folgende Einstellungen sind vorzunehmen:
Kontrast und Dynamik
Oft reizt eine Infrarotaufnahme den Dynamikbereich des Sensors nicht vollständig aus, es ist sogar technisch nötig die Belichtung des Histogramms nicht bis an den rechten Rand heran zu bringen. Oft müssen also Belichtung und Kontrast angehoben werden bis das pflanzliche gerade so weiß ist, aber noch nicht großflächig überstrahlt. Das ist eine Gratwanderung bei der es sich empfiehlt das Histogramm ganz genau im Blick zu haben. Wenn man mit einer RAW Datei arbeitet ist das Leben hier wesentlich einfacher.
Weiterführende schwarz-weiss Infrarot Bildbearbeitung
Der Weißabgleich kann größtenteils ignoriert werden, wenn man auf eine monochrome Aufnahmen aus ist. Dennoch ist ein ungefähr korrekter Weißabgleich nötig um kontrastreiche und gut durchgezeichnete Schwarz-Weiß Bilder zu erhalten. Zur SW- Konvertierung genügt es meist, die Sättigung mit einem beliebigen Werkzeug auf 0 zu setzen.
Fortgeschrittene Benutzer können die SW- Konvertierung aber auch mit dem Kanalmixer durchführen. Wenn der Weißabgleich korrekt eingestellt ist hat man damit mehr Kontrolle über die Helligkeit von Himmel und Vegetation. Nach meinen Erfahrungen ist es jedoch ausreichend eine einfache Entsättigung vorzunehmen, die Unterschiede sind marginal. Übrigens kann eine anschließende Farbtonung (z.B. Sepia) dem Bild noch das i- Tüpfelchen geben.
ColorKey Nachbearbeitung im IR
Schließlich ist auch noch ein Color-Key beliebt, also eine Kombinaiton aus Farbe und Schwarz- Weiß. Bei einigen Bildbearbeitungsprogrammen ist bereits eine Funktion eingebaut, die mit einem Klick ein mehr oder weniger gutes Ergebnis liefert. Alternativ, und um mehr Kontrolle zu behalten, wird in der Bildbearbeitung einfach die Ebene kopiert und nur die oberste entsättigt (oder anders herum, nach Geschmack). Nun wird die oberste Ebene mit einer Ebenenmaske versehen und alle Bereiche die farbig sein sollten mit Schwarz "ausgemalt", also transparent gemacht. In diesen Bereichen ist nun die farbige Version aus der unteren Ebene sichtbar.
Der richtige Weißabgleich - ein eigenes Kameraprofil erstellen
Da Infrarot außerhalb des sichtbaren Lichts liegt, kann man in den meisten RAW-Convertern keine passende Farbtemperatur einstellen. Um den roten Farbstich zu neutralisieren, müsste man ca. 1800 Kelvin einstellen. So beträgt die niedrigste Einstellmöglichkeit für den Weißabgleich bei Adobe Camera RAW 2000 Kelvin. Wie kann man diese Limitierung umgehen? Man muss mit dem DNG Profile Editor von Adobe arbeiten und damit ein eigenes Kameraprofil erstellen.
Ein Video Tutorial zur Nachbearbeitung und der Erstellung eines eigenen Infrarot Kameraprofils gibt es hier: