Infrarotfotografie

Was ist Infrarotfotografie?

Infrarotlicht liegt außerhalb des für den Menschen sichtbaren Lichtspektrums. Es lässt sich aber mithilfe eines Infrarotfilters oder Infrarotfilms abbilden und ermöglicht dir so faszinierende Aufnahmen einer fremden Welt. Das reflektierende Infrarotlicht (auch kurz IR-Licht genannt) verleiht Farben und Strukturen eine einzigartige Qualität.

Die Infrarotfotografie – ein Nischenmarkt

Die Infrarotfotografie hatte immer schon eine kleine Anhängerschaft. Dabei eröffnet sie dir spannende neue Welten, vor allem angesichts der Flexibilität, die IR-konvertierte DSLRs bieten. Dieser Artikel ist lediglich eine Einführung in die verschiedenen Themen und Überlegungen im Zusammenhang mit Infrarot. Dir bleibt also noch jede Menge Spielraum für eigene Experimente und kreatives Austoben!

Definition der Infrarot-Fotografie und dessen Geschichte

Die Infrarotfotografie, auch IR-Fotografie genannt, ist eine Form der Fotografie, die Bilder jenseits des sichtbaren Spektrums einfängt. Sie erzeugt Bilder, die außerhalb des mit bloßem Auge wahrnehmbaren Bereichs liegen, und verwendet in der Regel spezielle Kameras, Objektive und Filme, um dieses verborgene Licht einzufangen.

Infrarot gibt es zwar schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts, aber erst im Zweiten Weltkrieg wurde es vom US-Militär erstmals für Luftaufklärungsmissionen eingesetzt. Seitdem hat sich die Verwendung von Infrarot sowohl bei professionellen Fotografen als auch bei Hobbyfotografen, die sich an den einzigartigen visuellen Effekten erfreuen, exponentiell entwickelt.

Die ersten Infrarotbilder wurden 1910 von Robert Wood veröffentlicht. Seine Fotos wurden auf experimentellem Film aufgenommen und erforderten eine sehr lange Belichtung. Deshalb fotografierte er zum größten Teil Landschaften. Im Ersten Weltkrieg erwiesen sich Infrarotfotos von unschätzbarem Vorteil, da sie in der Lage waren, Giftgasschleier in der Luft zu durchdringen. So konnten die Streitkräfte Unterschiede zwischen Gebäuden, Vegetation und Wasser erkennen und daraus wichtige Erkenntnisse ableiten. In den 1930er Jahren brachten Kamerahersteller wie Kodak Infrarotfilme auf den Markt. Während des Zweiten Weltkriegs setzte das Militär seine Forschungen im Bereich der IR-Fotografie fort und etablierte sie als wichtiges Hilfsmittel der modernen Kriegsführung. Zwei Jahrzehnte später verhalfen Musiker wie Jimi Hendrix und Grateful Dead der Technik mit auffälligen, vielfarbigen Infrarotbildern auf ihren Album-Covern zu größerer Beliebtheit. Heute wird für Infrarotbilder kein besonderer Film mehr benötigt. Aktuelle Kameras und Filter machen die digitale Infrarot-Fotografie einfacher denn je.

Das bekannteste Phänomen der Infrarotfotografie ist der nach dem Infrarotpionier Robert Wood benannte "Wood-Effekt". Da Infrarotbilder das Licht reflektieren, erscheint Laub weiß, und der Himmel nimmt eine ungewöhnliche Färbung an – unabhängig davon, ob du für deine Aufnahmen einen Schwarz-Weiß-Film oder einen Falschfarbenfilm (Farbinfrarotfilm) verwendest. Dieser Effekt kommt häufig zum Einsatz, wenn mit Landschaftsaufnahmen traumähnliche Szenen erzielt werden sollen. Zudem erscheint menschliche Haut besonders weich – perfekt für eindrucksvolle Porträtaufnahmen. Auch bestimmte Sterne und andere Sternbilder erzielen bei Infrarotlicht eine tolle Wirkung. So gelingt es, in jeder gewöhnlichen Szene das Außergewöhnliche sichtbar zu machen.

Für den fotografischen Prozess ist eine spezielle Ausrüstung erforderlich, darunter eine infrarotempfindliche Kamera oder ein für Infrarotlicht modifizierter Film sowie Filter.

Die daraus resultierenden Fotos zeigen nach zwingend erforderlicher digitaler Nachbearbeitung oft surreale Landschaften mit leuchtenden Farben und Details, die aufgrund der spektralen Unterschiede zu herkömmlichen digitalen Bildgebungsverfahren bisher nicht zu sehen waren. Objekte wie z. B. Laub erscheinen weiß, während der Himmel dunkler als normal erscheint, so dass ein starker Kontrast zwischen Land und Gewässern wie Seen oder Ozeanen entsteht, der dem Betrachter einen völlig anderen Blick auf die Welt, in der er lebt, vermittelt.

Eigenarten von Infrarotlicht

Reflektiertes Infrarot-Licht erzeugt eine faszinierende Vielfalt an surrealen Effekten. Die Vegetation erscheint weiss und Haut erhält eine sehr milchige, glatte Textur. Nahe an der Oberfläche gelegene Venen werden stark betont und nehmen eine gräuliche Farbe an. Augen erscheinen geisterhaft, wobei die Iris sehr dunkle Töne annimmt und das Weiss der Augen eher gräulich wird. Schwarze Kleidung kann je nach Stoff grau oder weiss aussehen. IR-Licht durchdringt auch Sonnenbrillen, die für das blosse Auge dunkel und spiegelblank wirken. Auch der blaue Himmel wirkt viel dramatischer.

Bildwirkung von Infrarot Aufnahmen

Ein anderer Aspekt der Infrarotfotografie ist etwas schwieriger zu beschreiben: Der Kontrast: Diesen findet man nicht auf normalen Fotos. Schwarzweissbilder mit hohem Kontrast kommen dem noch am nächsten, aber auch sie haben einfach nicht denselben Look und fühlen sich nicht gleich an, wie echte IR-Fotos. Dieser Effekt ist genau das, was IR-Fotografie so magisch macht. Alles sieht so ungewohnt anders aus, als im normalerweise sichtbaren Lichtspektrum. 

IR- Aufnahmen wirken oft kontrastreich, nicht zuletzt weil viele im harte Mittagslicht entstanden sind. Dennoch sind Schatten und Spitzlichter gut durchgezeichnet. Das Laub in einer Landschaft wirkt als großer Reflektor und sorgt dafür, dass auch in den Schatten von Bäumen noch ausreichend Licht zur Verfügung steht.

Das Wichtigste in Kürze: Wie genau macht man Infrarot-Fotografie?

Infrarot-Fotografie ist eine Technik, bei der Bilder mit Lichtwellenlängen aufgenommen werden, die länger als das sichtbare Licht sind, typischerweise im Bereich von 700 nm bis 1200 nm. Um Infrarot-Fotografie zu betreiben, befolgen Sie diese Schritte:

Kameraauswahl: Wählen Sie eine Kamera, die für Infrarot-Fotografie geeignet ist. Einige Kameras verfügen bereits über eine geringe Infrarot-Sensibilität, während andere speziell für Infrarot-Fotografie modifiziert werden müssen. Professionelle Umbauunternehmen können den Infrarot-Blockfilter der Kamera entfernen und durch einen Infrarot-Passfilter ersetzen, um die Kamera für Infrarot-Fotografie empfindlich zu machen. Mit einer modifizierten DSLR kannst du ganz normal fotografieren. Die ISO, die Belichtungszeit und die Blende arbeiten exakt wie bei jeder Standard-DSLR auch. Beim Fokussieren ist die die Matrixmessung / Mehrfeldmessung empfehlenswert, aber natürlich kannst du auch selbst experimentieren und schauen, was sich für deine Kamera, das Objektiv und die Lichtverhältnisse am besten eignet. Jede Kamera reagiert etwas anders auf die Modifikation.

Infrarot-Filter: Wählen Sie einen Infrarot-Filter für das Kameraobjektiv. Es gibt verschiedene Filter, die unterschiedliche Wellenlängen des Infrarotlichts durchlassen. Ein 720 nm Filter ist eine gute Wahl für Anfänger, da er sowohl Infrarotlicht als auch einen kleinen Teil des sichtbaren Lichts durchlässt, was zu interessanten Farben und Effekten führt. Ein 850 nm Filter oder höher blockiert nahezu das gesamte sichtbare Licht und erzeugt Bilder, die hauptsächlich aus Infrarotlicht bestehen.

Stativ: Da Infrarot-Fotografie (je nach verwendeter Ausrüstung) längere Belichtungszeiten erfordert, ist die Verwendung eines stabilen Stativs empfehlenswert, um Unschärfe durch Kamerawackeln zu vermeiden. Zusammenfassend: Stativ und Kabelauslöser verringern die Bewegungsunschärfe des Motivs bei langen Belichtungszeiten, wenn stationäre Motive fotografiert werden; Kabelauslöser verhindert das Verwackeln der Kamera beim manuellen Drücken des Auslösers.

Fokus: Stellen Sie die Kamera manuell scharf, da die Autofokusfunktion bei Infrarot-Fotografie möglicherweise nicht korrekt arbeitet. 

Bildbearbeitung: Die Rohbilder der Infrarot-Fotografie haben einen rötlichen Farbstich, der in der Bildbearbeitungssoftware korrigiert werden muss. Programme wie Adobe Photoshop oder Lightroom bieten Möglichkeiten, Farben und Kontraste anzupassen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Eine gängige Methode ist das sogenannte "Channel Swapping", bei dem der rote und blaue Kanal vertauscht werden, um surreale Farben und Kontraste zu erzeugen.

Üben und Experimentieren: Wie bei jeder fotografischen Technik

Objektive für Infrarotfotografie

Wir glauben automatisch, dass die besten Linsen die besten Ergebnisse liefern. Doch in der Welt der Infrarotfotografie kann das Objektiv, das im regulären Lichtspektrum am besten funktioniert, ein kompletter Blindgänger sein. Umgekehrt können preiswertere Objektive viel besser abschneiden. Die Hauptprobleme bei Objektiven mit schlechter IR-Leistung sind folgende:

Sie erzeugen einen Hotspot in der Mitte des Bildes (etwas andere Belichtung und Farben als der Rest des Bildes) und sind anfälliger für Flares (Lichtreflexe). Du kannst das in der Nachbearbeitung korrigieren, das ist jedoch recht zeitaufwendig. IR-Flares benötigen weit mehr Bearbeitungsaufwand als solche im sichtbaren Lichtspektrum, weil sie viel schwerer zu erkennen sind. Wenn du im normalen Lichtspektrum fotografierst, merkst du relativ schnell, wenn ein Lichtreflex auftritt oder demnächst auftreten könnte. Bei IR hingegen fehlt oft der sichtbare Hinweis, weil Infrarotlicht ja unsichtbar ist. Es ist daher wichtig, dass du die Fotos zwischendurch auf dem Display überprüfst, denn deinen Augen kannst du nicht trauen!

Am besten informierst du dich vorgängig, welche Objektive sich für Infrarotfotografie gut eignen. Das könnte etwas Zeit in Anspruch nehmen, weil es dazu nicht viele Beiträge gibt.

Bilder in Infrarot aufnehmen

Die Grundlagen der Digitalfotografie gelten nach wie vor, z. B. die Komposition und die Belichtungseinstellungen; es gibt jedoch einige zusätzliche Überlegungen, die bei Aufnahmen mit einer für Infrarot modifizierten Kamera angestellt werden müssen.

Zunächst muss die Kamera für die Aufnahme im IR-Modus eingestellt werden. Dazu muss in der Regel der Weißabgleich geändert oder ein benutzerdefinierter Kanal im Menüsystem Ihrer DSLR ausgewählt werden. Außerdem müssen alle verwendeten Filter speziell für die Verwendung mit Infrarotlicht ausgelegt sein.

Das nächste Element ist die Entscheidung, wie viel des Spektrums Sie einfangen möchten. Einige Fotografen bevorzugen ein "echtes" Infrarotbild, das nur Nahinfrarotlicht einfängt, während andere sich dafür entscheiden, auch die sichtbaren Wellenlängen von Rot- und Orangetönen zu erfassen. Dies kann sich auf das Aussehen Ihres endgültigen Fotos auswirken; experimentieren Sie daher mit verschiedenen Filterkombinationen, bis Sie das für Sie beste Ergebnis gefunden haben.

Farb Infrarot Aufnahmen: Sobald nicht nur das reine Infrarotlicht über 830 nm auf den Kamerasensor trifft, sondern noch eine Mischung von Wellenlängen aus dem sichtbaren Spektralbereich hinzu kommt, ergeben sich in dem digitalen Bild Farbinformationen. Diese sind natürlich zu 100 % artifiziell und haben nichts mit der tatsächlichen Natur von Infrarot Licht zu tun. Dennoch lassen sich mit dieser Art von "Artefakten" atemberaubende Stimmungen einfangen.

Experimentieren Sie mit Verschlusszeiten und Blendeneinstellungen, um interessante Ergebnisse zu erzielen. Lange Belichtungszeiten können verträumte Effekte erzeugen, während kleinere Blenden feine Details hervorheben, 

Herausforderung: Lensflares und Gegenlicht

Im Gegenlicht sinkt der Bildkontrast einer IR Aufnahme sehr schnell ab (Schattenbereiche werden flau, Hotspots können gefördert werden). Neben der einfachen Regel, eben nicht in Gegenlichtsituationen zu fotografieren, ist das erste Mittel der Wahl die Frontlinse gewissenhaft zu beschatten (Hand oder Sonnenblende).

Herausforderung: Schärfeabfall und Detailverlust

Schärfeabfall zum Bildrand: dies tritt vor allem bei Weitwinkel und Ultraweitwinkel Objektiven auf. Um die Schärfe allgemein zu verbessern ist es hilfreich die Blende zu schließen, wie in der "normalen" Fotografie auch. Dieses Abblenden kann einen Hotspot hervorrufen, zum andern ist das langwellige Infrarot Licht viel eher von Beugungsunschärfe betroffen als der sichtbare Bereich. Generell sollte die Blende bei IR Aufnahmen nur so weit wie unbedingt nötig geschlossen werden.

Kreative Einsatzmöglichkeiten der Infrarotfotografie

Am häufigsten wird die Infrarotfotografie bei Landschafts- und Naturaufnahmen eingesetzt. Zum Beispiel sehen Pflanzen heller und lebendiger aus als mit normalen Kameras. 

Neben Landschafts- und Naturaufnahmen kann die Infrarotfotografie auch für Porträt- oder Straßenaufnahmen verwendet werden. 

Auch architektonische Motive eignen sich hervorragend für Infrarotaufnahmen. Gebäude aus traditionellen Materialien wie z. B. Stein zeigen oft übertriebene Texturen. Dies führt nicht nur zu interessanten Kompositionen, sondern kann auch dazu genutzt werden, Aspekte von Bauwerken zu enthüllen, die vor der Verfügbarkeit der digitalen Technologie verborgen geblieben wären!

Die Infrarot-Ente

Es ist nicht möglich, durch Kleider aus Kunststoff-Fasern hindurchzusehen, um Einzelheiten eines verborgenen Körpers zu fotografieren. Dieses Märchen gehört in den Bereich der Yellowpress. Zwar sind einige Materialien für Infrarotstrahlung durchlässig (besonders Wärmestrahlung), sie reichen aber bei weitem nicht aus (und wir sollten dankbar dafür sein), Details zu zeigen.

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